Redewendungen aus dem Handwerk

Wir feiern 125 Jahre Handwerkskammern in Deutschland! Deshalb wollen wir uns aber nicht selbst feiern, sondern den Fokus auf die Vielfalt des Handwerks legen. Aus diesem Anlass gehen wir nun jede Woche Sprichwörtern mit Handwerksbezug auf den Grund.
Denn Handwerk steckt überall – und erst recht in unserer Sprache.

KW 13

 

>>Das Eisen schmieden, solange es heiß ist<<

Dieses Sprichwort stammt aus dem Handwerk und erinnert uns daran, günstige Gelegenheiten sofort zu nutzen – sei es im Beruf, im Alltag oder in persönlichen Entscheidungen.

Ein erfahrener Schmied erkennt an der Färbung des Metalls, wann es die perfekte Temperatur erreicht hat. Nur in diesem kurzen Moment lässt es sich ideal formen. Wartet er zu lange, wird das Eisen kalt und schwer zu bearbeiten – eine verpasste Chance!

Ob es um einen wichtigen Karriereschritt, ein vielversprechendes Projekt oder eine mutige Entscheidung geht – manchmal heißt es: nicht zögern, sondern handeln! Die besten Gelegenheiten bleiben nicht ewig bestehen.



 KW 12

 

>>Wer zuerst kommt, mahlt zuerst<<

Bedeutung
Frühes Erscheinen sichert den Vorteil! Die zeitliche Reihenfolge schlägt die Rangfolge – wer schneller ist, hat die besseren Chancen.

Fun Fact
Ursprünglich stammt das Sprichwort aus dem Mittelalter. In den Mühlen durfte nicht nach Rang oder Stand gemahlen werden – sondern ganz einfach nach Reihenfolge. Schon 1230 hieß es im „Sachsenspiegel“: „Der ouch êrst zu der mül kömt, der sal erst malen.“ Heute findet man das Prinzip überall – bei Konzerttickets, Jobchancen oder sogar im Supermarkt an der Kasse.
Achtung: Oft liest man die Fehlschreibung „Wer zuerst kommt, malt zuerst.“ – aber das hat nichts mit Kunst zu tun!



  KW 11

 

 

>>Die Feuerprobe bestehen<<

Wer eine Feuerprobe besteht, beweist seine Stärke, Qualität und Durchhaltevermögen – genau wie echtes Gold!

In der Goldschmiedekunst wurde die Reinheit von Gold durch die Feuerprobe getestet: Unedle Metalle oxidieren, echtes Gold bleibt bestehen. Schon in der Bibel wurde das als göttliche Prüfung beschrieben, und im 16. Jahrhundert nahm Erasmus von Rotterdam die Redewendung in sein Werk auf.

Heute bedeutet es: Wer sich bewähren will, muss sich Herausforderungen stellen – im Handwerk wie im Leben!

KW 10

 

 

>>..., dass die Späne fliegen<<

 Diese Redewendung beschreibt intensives und manchmal auch grobes Arbeiten – genau wie beim Hobeln, wo mit Kraft und Schwung gearbeitet wird.

 Das bekannte Sprichwort „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“ geht noch weiter: Es erinnert uns daran, dass Fortschritt oft mit unvermeidbaren Nebenwirkungen verbunden ist. Sei es der Abfall in der Werkstatt oder die kleinen Rückschläge auf dem Weg zum Erfolg – manchmal muss man sie einfach in Kauf nehmen!

  KW 9

 

>>An jemanden ist Hopfen und Malz verloren<<

Wenn jemand trotz aller Mühe und Ermahnungen nicht zu ändern ist, dann ist „Hopfen und Malz verloren“ – also alle Anstrengungen vergebens.

Früher braute fast jeder sein eigenes Bier. Die wichtigsten Zutaten? Hopfen und Malz! Doch wenn das Bier misslang, war alles umsonst – genau wie bei Menschen, die sich einfach nicht belehren lassen.



KW 8

 

>>Aus dem Leim gehen<<

 Wenn ein altes Möbelstück wackelt oder auseinanderfällt, ist es „aus dem Leim gegangen“ – eine Redewendung aus dem Tischlerhandwerk. Leim hält Holzverbindungen zusammen, doch mit der Zeit oder bei schlechter Verarbeitung verliert er seine Kraft, und das Werkstück zerfällt.

 Schon vor 300 Jahren nutzte man den Ausdruck für alles, was seine Form oder Ordnung verlor. In Oberösterreich sagte man um 1800 sogar „Jetzt geht mir’s G’sicht aus’m Leim“, wenn jemand vor Wut oder Überraschung die Gesichtszüge entgleisten. Heute hört man die Redensart oft im Zusammenhang mit einer unerwarteten Gewichtszunahme.



KW 7

 

>>Aus dem gleichen Holz geschnitzt sein<<

Schon seit Jahrhunderten spricht man vom Wesen des Holzes – denn es entscheidet, was daraus werden kann. Harte Hölzer stehen für Stärke und Beständigkeit, biegsame für Anpassungsfähigkeit.
Bildhauer schnitzen aus Holz Skulpturen, Puppen oder Figuren – so, wie das Leben uns formt. Auch Reinhard Mey besingt in „Ich bin aus jenem Holze geschnitzt“ (1971), dass jedes Holz seine eigene Bestimmung hat. Genau wie bei uns Menschen: Manche sind geborene Heldinnen oder Marathonläufer, andere haben das perfekte Talent für ihr Handwerk!



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„Aus dem gleichen Holz geschnitzt sein“ bedeutet also, sich in Eigenschaften, Fähigkeiten oder Denkweisen zu ähneln – ideal für eine Aufgabe oder ein gutes Team.

 

KW 6

 

>>Schlitzohr<<

 Ursprung
Früher trugen Handwerksgesellen oft einen goldenen Ohrring als Zeichen ihrer Zunftzugehörigkeit – und als kleine Geldreserve. Wenn ein Geselle sich jedoch etwas zuschulden kommen ließ, wurde ihm der Ohrring herausgerissen – zurück blieb ein geschlitztes Ohr!

 Bedeutung
Heute bezeichnen wir als Schlitzohr eine listige, clevere Person, die mit Charme und Trickserei ihren Vorteil sucht.

 

KW 5



>>Unter Storm stehen<<

Unsere Nerven leiten elektrische Impulse, genau wie Stromleitungen Energie transportieren. Kein Wunder also, dass wir „unter Strom stehen“, wenn wir gestresst oder angespannt sind!

Die Redewendung kommt nicht nur aus der Elektrotechnik, sondern auch aus unserem eigenen Körper. Egal, ob auf der Baustelle, in der Werkstatt oder im Alltag – Spannung ist überall! Und wer zu viel davon hat, „kriegt eine gewischt“

– also immer schön geerdet bleiben!

 

  KW 4

 

>>Die Gerüchteküche brodelt<<

Bedeutung
Über etwas oder jemanden wird sehr viel geredet.

Hintergrund
Die Redensart ist erst seit etwa 50 Jahren schriftlich belegt. Wegen der lautlichen Ähnlichkeit von „Gerichte“ und „Gerüchte“ entstand die witzige Verbindung zur „Gerüchteküche“.

Die Erweiterung
„die Gerüchteküche kocht/brodelt“ zeigt, wie eifrig hier Gerüchte „zubereitet“ und verbreitet werden.

 

KW 3



>> Das kannst du halten wie ein Dachdecker <<



Diese Redewendung steht für Flexibilität und freie Entscheidung – sie bedeutet, dass man etwas nach eigenem Ermessen tun kann. Aber woher kommt der Ausdruck eigentlich?

Seinen Ursprung hat er im Handwerk der Dachdecker: Sie arbeiten in großer Höhe und sind dabei schwer zu kontrollieren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt ihr Beruf daher als besonders frei und eigenverantwortlich. Solange das Dach am Ende dicht ist, spielt es keine Rolle, wie genau sie ihre Arbeit erledigen – der Weg dorthin bleibt ihnen überlassen.



KW 2



 



>> Pünktlich wie die Maurer<<

 Präzise & Exakt
Ursprünglich stand „pünktlich“ für Genauigkeit, und Maurer galten als Meister darin – ob bei gotischen Kathedralen oder stabilen Hauswänden.

 Vom Ernst zum Spaß
Mit der Einführung von Kirchturmuhren um 1500 bekam „pünktlich“ die Bedeutung „auf den Zeitpunkt genau“. Ab 1800 wurde der Maurer, der pünktlich Feierabend macht, zur satirischen Figur.


  Ein Spruch, der bleibt
Heute wird der Ausdruck humorvoll oder lobend genutzt – ein Zeichen, wie sich Sprache entwickelt.

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